Pressestimmen

Clara Vetter ist Jazzpreisträgerin Baden-Württemberg – Leidenschaft für das Klavierspiel (von Kunststaatssekretär Arne Braun)
"Clara Vetter ist als Musikerin tiefgründig, vielseitig und mutig. Ob als Pianistin oder Komponistin – ihre individuelle künstlerische Handschrift ist stets erkennbar."
Clara Vetter Trio im SWR Studio Tübingen (von Thomas Hagenauer)
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Und dieses freie Spiel, gleichzeitig der dichte Dialog zwischen Clara Vetter, ihrem Bassisten Jakob Obleser und Lucas Klein am Schlagzeug, das ist das Bestechende
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Das Trio der Pianistin Clara Vetter zelebrierte in der Haller Hospitalkirche einen coolen „Summer Jazz“ (von Hans Kumpf)
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Die von der kollegialen Band-Chefin gefertigten feinnervigen Kompositionen wurden überaus komplex gestaltet, sowohl harmonisch als auch metrisch-rhythmisch. Auffallend bleiben die vielen agogischen Parts: Das Tempo wird also nicht stur durchgezogen, sondern schwankt absichtlich – die Musik atmet merklich. Und hierin ist die Formation bestens aufeinander eingespielt.
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Porträt: Die Jazzpianistin und Komponistin Clara Vetter (von Georg Waßmuth)
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Meisterin des singenden Klaviertons
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Beeindruckende Nachwuchstalente (von Hans-Joachim Koch)
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Kontrabass und Schlagzeug erschaffen eine rhythmisch vertrackte Welt, in die das Klavierspiel von Clara Vetter perlende Akzente und Melodien einbettet

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Selbstbewusster Jazzer-Nachwuchs (von Friedhelm Schulz)
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Die Musik ist gleichzeitig zerbrechlich und ausdrucksstark, eindringlich und emotional überzeugend. Reifes Balladenspiel und rockige Grooves wechseln ohne Brüche und werden zu einem unverbrauchten Klangbild des jungen Trios. Hier steht weniger artistische Rasanz im Vordergrund, sondern das gemeinsame Musiziererlebnis
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Eigene Texte zum Entstehungsprozess der einzelnen Stücke auf der CD „Leading Impulse"

Kraut:
Die Kompositionsaufgabe, die ich hier verfolgt habe, war so zu komponieren wie der Maler Bob Ross malt. Seine unvoreingenommene, positive und spielerische Art wollte ich in diesem Stück einfangen. Auf konkretem Weg habe ich seinen Prozess folgendermaßen imitiert: Ich habe ein viertöniges Motiv als „Baum" genommen und es wie bei einem Gemälde auf dem Papier verteilt, so wie Bob Ross seine „Baumkompositionen" auf seinen Bildern zusammen stellt. Das Ganze habe ich dann ausharmonisiert und so ist das Stück entstanden.

Voices:
Dieses Stück ist, wie der Titel schon sagt, inspiriert von menschlichen Stimmen. In der Melodie im Thema habe ich an Sprechen gedacht. Im Raum Baden-Baden, wo ich aufgewachsen bin, hat die Sprachmelodie einen recht weiten Ambitus. Sie ist sehr beweglich, wellenhaft, sprunghaft. Es fasziniert mich sehr Töne, Geräusche aller Art um mich herum auf dem Klavier spielbar zu machen. Gerade der Klang und Rhythmus der Sprache fließt so organisch und variiert dazu noch extrem von Mensch zu Mensch und von Moment zu Moment. Mein Ideal ist, dass die Musik so aus mir heraus kommt, wie andere klingende Dinge in der Welt passieren, deren Klang nicht mit künslerischer Intension konstruiert worden ist. Das Scheppern, wenn ein Gegenstand herunterfällt, Vogelgesang oder obertonreiches Rauschen bei Fahrzeugen ist plötzlich einfach da, völlig mühelos, ganz selbstverständlich. Wenn jemand zuhört, kann es zu Musik werden.
Auf meine eigene Wahrnehmung hierbei versuche ich mich bei Melodien, Rhythmen, Artikulation, Interaktion, Arrangement… zu beziehen. Der Prozess des Arrangierens der Komposition soll ebenfalls in derselben Lebendigkeit und Natürlichkeit erfolgen. Eine Struktur soll gegeben sein, die den Spielenden erlaubt, frei zu sein und alles tun zu können, was sie im Stück entdecken. Die Lebendigkeit im Arrangement soll dadurch Bestand haben, dass sich die Struktur eines Stücks jeder Zeit wenn alte Vorgehensweisen routiniert und damit obsolet werden, zu etwas anderem entwickeln kann.
Während der Aufnahme für diese CD sowie auch jetzt noch hilft uns als Band bei speziell diesem Stück der immer wieder auftretende „Chor" dabei, eine kreative Improvisation zu leben. Er bietet einen statische aber dennoch aufgrund seiner Metrik fließende Grundlage, die mich persönlich angenehm anspornt, meine Stimme durch mein Instrument zu erheben.

Tranesphere:
Als ich anfing ,mich intensiv mit Jazz zu beschäftigen, war, wie ich es rückblickend sehe, John Coltranes Musik ein wichtiger Wegweiser für mich. Seine berühmten Coltrane Changes haben mich so sehr fasziniert, als ich sie kennen und verstehen lernen durfte. Sie haben mir damals erschlossen, warum mich bestimmte harmonische Progressionen, egal in welchem Genre so berühren. Eine ähnliche Bewegung findet sich tatsächlich im Stück „Ondine" aus dem „Gaspard de la nuit" von Ravel wieder. Als ich 14 war, hat mich die Faszination für gerade diese sehr virtuose Stelle mit selbiger Progression angetrieben, dass ganze Stück zu lernen.
Beim Komponieren von „Tranesphere", habe ich mir zur Aufgabe gemacht, in meinem Kopf Coltrane Changes zu hören und dabei jede harmonische Farbe anders zu gestalten, als meine Hörerinnerung es mir vorgibt. Es hilft mir sehr und macht mir Spaß, Dinge zu erforschen, indem ich sie verändere oder vielleicht sogar ein bisschen zerstöre. Dadurch, dass man sich kreativ mit etwas auseinander setzt, von dem man fasziniert ist, entsteht meiner Meinung nach eine noch tiefere Bindung, als wenn man "nur" mit historischem Studieren und möglichst perfektem Reproduzieren beschäftigt - was ich aber natürlich für ebenso wichtig halte.

Interlude:
Ursprüngliches Intro zu „Aria" als Bandversion. Wir hatten im Studio das Gefühl, dass die Aufnahme, die wir von Aria vor einiger Zeit im Trio gemacht haben (https://www.youtube.com/watch?v=q9Xw-GExmqw), für den Moment genug war und dass sich das Stück auf andere Art in die CD einfügen sollte. Da mir die freien Intros so sehr Spaß gemacht haben, habe ich mich getraut, eine Solo Version des Stücks einzuspielen, was sich während des Aufnehmens unheimlich befreiend und schön angefühlt hat. Da meinen lieben Kollegen auch gerade diese Intro sehr gut gefiel, haben wir ihr als Interlude Raum auf der CD gegeben.

Dedicated to a Hedgehog:
In den Jazzkreisen kursiert ein Video, indem ein Igel über Klaviertasten läuft: https://www.youtube.com/watch?v=NV4THp-bXo0 Durch das Stolpern über die schwarzen Tasten ergibt sich tatsächlich eine sehr interessante Melodie mit triolischer Rhythmik, die durch das Gewicht des Igels und - wie ich persönlich finde - die Entspanntheit und Selbstverständlichkeit, mit der er den Klang durch einfaches Laufen erzeugt, richtig gut klingt und swingt. 2016 ist das Stück entstanden, als ich das Video entdeckt habe. Zu dieser Zeit habe ich mich noch nicht viel mit freier Improvisation beschäftigt. Aber den Igel zu transkribieren und dann eine Intro und Outro für ein Stück zu spielen, die ein bisschen so klingt wie der Igel auf dem Klavier, traute ich mich damals. Auch heute noch spielen wir das Stück in dieser Art Arrangement. Am Anfang und am Ende erscheint die originale Igelmelodie.

Ioni:
Während eines Ensembles an der Stuttgarter HMDK in dem wir ein paar wundervolle Kompositionen von Pablo Held kennenlernen durften, rätselten wir etwas wegen eines handgeschriebenen Titels. Es war eine Widmung an Joni Mitchel mit Titel „Joni", der aber auch hätte "Ioni" heißen können. Wir dachten uns: „Ioni" vielleicht, weil die ionische Farbe oft in dem Stück vorkam. Auch wenn dies nicht Pablos ursprüngliche Intention war, fand ich die Idee super. Beim Komponieren von Ioni habe ich versucht, Ionisch in seinem vollen Spektrum zu hören. Leittöne mögen als Vorhalt klingen und dies auch sein, aber ich versuche sie beim Spielen dieses Stücks trotzdem als Teil der Tonika, des Zentrums, ohne eine Kadenzierung zu hören und somit dem Modus vollen Raum zu geben.

Dolphy Dance:
Ich hatte große Lust, den Geist von Eric Dolphys Musik, den ich persönlich fühle, in einem eigenen Stück einzufangen. Was mich sehr fasziniert ,ist sein Umgang mit Elementen, die sich im Bebop etabliert haben, wenn man von Genres sprechen will… Auf diesem Weg habe ich wahrscheinlich auch beim Denken daran, während ich komponiert habe, meinen eigenen Bezug nicht nur zu Eric Dolphy, sondern auch zum Bebop etwas vertiefen können.

Leading Impulse:
In der Zeit, als ich dieses Stück geschrieben habe, durfte ich bei einem Projekt mit dem Stuttgarter Figurentheater mitwirken. Ich war so fasziniert von der Arbeit und da ich die Musik für die Aufführung mitentwickeln durfte, bekam ich auch wunderbaren künstlerischen Input vom Regisseur und meinen Kollegen. Der Fokus lag nach meiner Wahrnehmung ganz darauf, eigene Impulse kommen zu lassen, sie zu erkennen und ihnen kompromisslos zu folgen. Für meine Improvisationen ist dieser Ansatz der Beste, den es gibt, wenn ich es schaffe, ihn umzusetzen. Um mich darin zu üben, versuche ich auch manchmal, genau so zu komponieren. Ich liebe es, nach einem bestimmten Konzept zu komponieren, wenn ich gerade eines finde, das mich fasziniert. Aber bei diesem Stück habe ich das erste Mal entdeckt, dass es auch funktioniert, nur der Intuition zu folgen. Hinterher, beim Spielen und Auseinandersetzen mit dem Material, erkenne ich trotzdem einiges an Konzept, was mir Vertrauen gibt, als Beweis für die Kraft der Intuition. Heute spiele ich solches Material auch gerne ohne weiteres mehr in Richtung Jazz führendes Arrangement in meinem Trio. Es kann dann z.B. eine Grundlage für eine freie Improvisation sein. Dennoch habe ich mich in der Zeit vor und während der Aufnahme noch etwas fremd in der Welt der freier improvisierten Musik gefühlt und das Arrangement gab mir und somit wohl auch meinen Kollegen Halt. Ich finde es schön, zu sehen, wie ich mich in diesem Stück angefangen habe, freier zu machen und es ist wohl auch ein Wegweiser in die Richtung, die ich jetzt weiter und weiter verfolgen will.

Aria:
Mein Ziel während des Komponierens war es, eine Melodie mit großen Intervallen lyrisch und sanglich klingen zu lassen. Auch der Entstehungsprozess dieses Stücks machte mir nocheinmal von Neuem klar, wie wichtig der Bezug zur menschlichen Stimme, als unser nähestes, ältestes und sicher auch intuitivstes Instrument, ist. Es hilft mir sehr, in meinem Kopf den Sound einer Stimme auf einer anderen Ebene mit dem Klavierklang, den ich erzeuge, zusammen zu hören. Besonders wichtig ist dies für mich beim Solopiano spielen wie in diesem Track. Manchmal passiert es auch, dass ich selbst leise mitsinge, um noch mehr in Resonanz mit meinem Instrument zu sein.